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Medikamentöse Therapie des Diabetes mellitus vom Typ II mit Inkretinen

Neben den seit Jahren bekannten Medikamenten zur Behandlung des Diabetes mellitus vom Typ II ist in den letzten Jahren eine vollkommen neue Klasse von Medikamenten entwickelt worden, die einen vollkommen neuen Behandlungsansatz verfolgt.
Übersicht orale Antidiabetesmedikamente

Während die herkömmliche Medikamentöse Therapie hauptsächlich auf die Bauchspeicheldrüse, die Leber sowie das sogenannte "Schlüssel-Schloß-Prinzip" der Zellen einwirken, setzen die neuen Medikamente im Dünndarm an.

Inkretine

Wirkung der DDP4-Hemmer

Wirkung der DDP4-Hemmer

Im Dünndarm werden spezielle Hormone gebildet, die als Inkretine bezeichnet werden. Diese Inkretine bewirken, dass nach der Nahrungsaufnahme und bei steigendem Blutzucker in der Bauchspeicheldrüse mehr Insulin freigesetzt wird, so dass der Blutzucker sinkt. Außerdem wirken die Inkretine entgegengesetzt auf die Bildung des Glukagons, des Gegenspielers zum Insulin ein. Nach der Nahrungsaufnahme wird die Bildung von Glukagon gehemmt, wodurch die Zuckerbildung in der Leber vermindert und dadurch der Blutzucker gesenkt wird. Inkretine wirken zudem verlangsamend auf die Entleerung des Magens und bewirken ein Sättigungsgefühl, so dass insgesamt weniger Nahrung aufgenommen wird.
Bei Personen, die an Diabetes mellitus vom Typ 2 erkrankt sind, ist die Bildung dieser Inkretine vermindert, was sich negativ auf die Regelung des Blutzuckerspiegels auswirkt. Hier setzen nun die neuen Medikamente an.

Neue Ansätze der Therapie

Ein Medikament, das Byetta®, enthält einen dem Inkretin sehr ähnlichen Wirkstoff, der im Speichel des Gilamonsters, einer amerikanischen Echsenart, entdeckt wurde. Gegenüber dem menschlichen Inkretin hat dieser Wirkstoff den Vorteil, dass er im menschlichen Körper langsamer abgebaut wird und dadurch länger wirkt. Byetta® kann nicht als Tablette eingenommen werden, sondern muss gespritzt werden. Byetta® ist jedoch trotz der Anwendung als Spritze kein Insulin.

Zwei andere Medikamente, Januvia® und Galvus®, verursachen eine verlängerte Wirkung der menschlichen Inkretine im Darm, indem sie deren Abbau verlangsamen. Diese beiden Medikamente können in Form von Tabletten eingenommen werden.

Alle drei Medikamente fördern die Insulinausschüttung in der Bauchspeicheldrüse. Sie beginnen jedoch erst zu wirken, wenn der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit ansteigt und hören auf zu wirken, wenn sich der Blutzuckerspiegel normalisiert hat. Unterzuckerungen sind damit nicht möglich.
Alle Medikamente bewirken insbesondere eine sehr gute Absenkung des Zuckers nach dem Essen sowie eine sehr gute Senkung der morgendlichen Blutzuckerwerte. Tests haben gezeigt, dass der HbA1, der Langzeitzucker, in einem halben Jahr durch Byetta® um ca. 1%, durch Januvia® und Galvus® um ca. 0,8% gesenkt werden kann.

Durch den Einfluss der Inkretine auf Magen und Sättigungszentrum können sich diese Medikamente zudem positiv auf das Gewicht auswirken. Erfahrungen haben gezeigt, dass dieser Effekt bei Byetta® sehr ausgeprägt ist, während es bei Januvia® und Galvus® zu keinem Effekt auf das Körpergewicht kommt.

Byetta®

Byetta® gibt es als Fertigspritze in Form eines Pen in zwei Dosierstärken, 5 und 10 Mikrogramm, wobei die Behandlung üblicherweise zunächst mit der 5 Mikrogramm Spritze begonnen wird. Byetta® wird zweimal täglich innerhalb von bis zu 1 Stunde vor dem Essen gespritzt. Zwischen den zwei Spritzen sollte jedoch ein Abstand von mehr als 6 Stunden liegen. Sollte eine Spritze vergessen werden, wird diese Dosis einfach weggelassen.

Byetta® sollte immer abwechselnd im Bereich der Oberarme, der Oberschenkel oder im Bereich der Bauchdecke unter die Haut gespritzt werden. Die Nadeln der Fertigspritzen sind sehr dünn, so dass der Einstich nicht schmerzhaft ist. Nach jeder Injektion muss eine neue Nadel verwendet werden, damit die Nadel nicht verstopft. Byetta® sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden. Bei Einnahme weiterer Medikamente , wie z.B. Antibiotika, Magenmedikamente oder Kortison, sollten diese in einem zeitlichen Abstand von ca. 1 Stunde zu Byetta® eingenommen werden.

Byetta® ist nur bei Diabetikern vom Typ II Diabetikern verwendbar. Für Personen unter 18 Jahre oder über 75 Jahre ist Byetta® nicht zugelassen. Bei schweren Nierenerkrankungen oder Erkrankungen des Magen Darmtraktes ist Byetta® nicht zu verwenden. Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf das Medikament wegen mangelnder Erfahrung derzeit nicht verwendet werden.

Zwar kann es unter Byetta® selbst nicht zu einer Unterzuckerung kommen, diese kann jedoch auftreten, wenn Byetta® mit Glibencamid® oder Glimepirid® kombiniert wird. Es kommt dann zu Symptomen wie Zittrigkeit, Heißhunger, Schweißausbrüchen, Benommenheit oder Verwirrtheit. Eine häufige Nebenwirkung betrifft den Magen-Darm-Trakt, wo Byetta® sehr oft zu Übelkeit, Sodbrennen, Durchfall oder Völlegefühl führt. Duch die Gabe in Form einer Spritze kann es zu Entzündungsreaktionen an der Einstichstelle kommen.

Januvia® und Galvus®

Januvia® gibt es nur in einer Dosierung. Das Medikament wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Galvus® gibt es in zwei Stärken. Wird es in Kombination mit Metformin® oder den Glitazonen eingesetzt, nimmt man die stärkere Dosierung, in Kombination mit Glibenclamid® oder Glimepirid® die niedrige Dosis ein. Auch Galvus® wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen.
Es kommt zu einem sofortigen Wirkungseintritt. Bislang sind bei beiden Medikamenten keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln bekannt.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit dürfen beide Medikamente auf Grund unzureichender Erfahrungen nicht eingenommen werden. Bei schwerer Leber-und Nierenschädigung wird bislang von einem Einsatz der Medikamente abgeraten.

Ebenso wie bei Byetta® tritt eine Unterzuckerung nur in Kombination mit Glibenclamid® oder Glimepirid® auf. Weitere Nebenwirkungen treten fast gar nicht auf, in den klinischen Studien selten kam es bislang zu grippalen Symptomen, Magen Darm Beschwerden oder Müdigkeit.

Diese beiden Substanzen sind allerdings so neu, dass derzeit Nebenwirkungen und Wechselwirkungen noch nicht wirklich einschätzbar sind.

Fazit

Insgesamt ist es erfreulich, dass eine neue Substanzklasse zur Behandlung des Diabetes mellitus TypII gefunden wurde, so dass einige Diabetiker mit schlechter Blutzuckereinstellung davon profitieren werden.